Conus leobottonii Lorenz 2006

Eine sehr variable Art

von Felix Lorenz, Okt. 2007

Die Beschreibung von Conus leobottonii im Clubheft Nr. 38 (2006) hat eine Menge Staub aufgewirbelt: da hat sich der Lorenz die Frechheit erlaubt, in fremden Gewässern zu fischen und in die Domäne der Kegelschneckenforscher einzubrechen! Mea culpa. So, doch nun zur Sache.

Mir standen für die Beschreibung16 Typusexemplare zur Verfügung, die durchweg keine Musterung aufwiesen und einen rein weißen Protoconch hatten. Entsprechend wurde der Vergleich mit anderen Arten dahingehend geführt. In der Zwischenzeit sind in der Nähe des Locus Typicus bei Balabac im Süden Palawans hunderte Exemplare gefunden worden, unter denen gut die Hälfte prächtige schwarze und braune Flecken tragen, sowie zusätzlich Reihen feiner weißer Punkte. Die Färbung des Protoconches variiert von weiß über gelblich bis dunkelrot, in den gleichen Farbtönen wie das Gehäuse selbst. Das hätte ich ahnen müssen - so jedenfalls die Reakton einiger Kritiker. Ich war und bin immer noch bin der Meinung, daß eine Typusserie von 16 Exemplaren eigentlich einen guten Eindruck von der Variabilität einer Art geben und auf der Grundlage dieses Material eine Neubeschreibung ausreichend sein sollte. Da habe ich mich in diesem Falle mal gründlich geirrt. Warum die gemusterten Exemplare erst später zur Verfügung standen, ist mir noch heute rätselhaft. Auch wenn das Fazit, daß leobottonii eine valide, unverwechselbare Art ist, durch die gemusterten Stücke noch erhärtet wird, haben einige Conus-Experten weiterhin versucht, den Namen mit einer bekannten Art zu synonymisieren. Da war die Rede von magus, fulmen, frauenfeldi, fischoederi, und sogar consors. Nun möchte die Gelegenheit nutzen, einige typische Variationen von Conus leobottonii abzubilden, wie sie zum Zeitpunkt der Beschreibung noch unbekannt waren. In der Zwischenzeit haben meine Lebensgefährtin Jana und ich diese Art vor Banggi, im Norden von Sabah auf 25 m selbst gefunden - wiederum ungemustert. Sie ist offenbar auf den Bereich zwischen dem Süden Palawans und dem Norden Sabahs beschränkt und lebt in Tiefen um 25 m auf sandigen, leicht schlammigen Abhängen mit Korallenschutt.

Da bei oberflächlicher Betrachtung Conus leobottonii unter anderem schwächer gemusterten Conus magus ähnelt, verglich ich in der Originalbeschreibung die Farbe des Protoconches - dieses Merkmal ist ungültig. Hinzu kommen jedoch die Charakteristica der Musterung als Kombination dunkler, oft netzartiger Flecken mit kleinen weißen Pünktchenreihen. Conus magus hat im Gegensatz dazu immer mehr oder weniger deutliche transversal verlaufede Bänder aus dunkleren Pünktchen. Diese fehlen bei Conus leobottonii, ebenso unterscheidet sich die Oberfläche der Schale, die bei magus rauher ist und nicht so stark glänzt wie bei leobottonii. Im Vergleich mit magus aus derselben Gegend unterscheiden sich Musterung, Form und Spira in hohem Maße. Wer es unbedingt will wird aber bestimmt aus der Fülle von magus-Variationen ein Exemplar finden, das "kaum zu unterscheiden" ist. Das gelingt mit vielen Conidenarten: man findet immer scheinbare Übergänge, wenn man lange genug danach sucht, und in diesem Falle muß erwähnt werdem daß das Variationsspektrum von Conus leobottonii auch eine gewisse Ähnlichkeit zu Conus fulmen zeigt. Hier ist die Form der Spira zur Unterscheidung hilfreich, die deutlicher zugespitzt ist als bei fulmen, die überdies fein gerippt und nicht glänzend und glatt ist. Mittlerweile ist Conus leobottonii in erstaunlich großer Zahl für günstige Preise (an ca. 20 Euro) im Handel verfügbar, im Internet finden sich auch auf anderen Seiten gute Fotos, die die Variabilität verdeutlichen.