Filmbesprechnung - Film review

von Klaus Kittel, Nov. 2014

Duino Film (2014):
Wunderschön, aber giftig - Das Geheimnisvolle Leben der Meeresschnecken.
Sprachen: Deutsch / Englisch, Laufzeit 50 Minuten, Ton in Dolby digital 2.0.

Vertrieb: Duino Film, Astrid Koch, Mühl-wasserpromenade 21/22, A-1220 Wien, E-Mail: duino@aon.at oder www.ConchBooks.de; Preis 24,90 €


Über das vielfältige Leben im Korallenriff werden wir des öfteren in einschlägigen Fernsehfilmen informiert. Neben den Korallen selbst und einigen wenigen Wirbellosen stehen hier die Wirbeltiere, allen voran die ungeheure Artenvielfalt bunter Rifffische, im Vordergrund. Anders verhält es sich bei dem in diesem Jahr produzierten Unterwasserfilm aus dem österreichischen Filmstudio Duino Film. In ihm sind unsere Sammelobjekte, die Meeresschnecken aus den Familien Cypraeidae und Conidae die Hauptakteure.

Der überaus gut gelungene Film zeigt uns diese Meeresschnecken in einer ganz anderen Perspektive. Die leeren Gehäuse, so wie wir sie aus unseren Sammlungen und von den Börsen her kennen, geben uns über die Lebensweise ihrer ehemaligen Bewohner so gut wie keine Auskünfte.

Diese Wissenslücke zu schließen, ist ein Hauptanliegen des Films. Wahlweise in deutscher oder englischer Sprache werden im Wesentlichen drei Schwerpunkte behandelt: die Lebensweise und das Jagdverhalten, die Fortpflanzung sowie die Bedeutung der bei der Jagd eingesetzten Gifte für die Humanmedizin. In eindrucksvollen Sequenzen, hauptsächlich im lebensecht eingerichteten Forschungsaquarium aufgenommen, werden einige uns gut bekannte Vertreter der oben genannten beiden Familien vorgestellt. Es ist fantastisch anzusehen, wie elegant die lebenden Porzellanschnecken mit ihrem bunten, mit Papillen besetzten und das Gehäuse umschließenden Mantel über Korallengestein kriechen. Einzigartig ist das mit einer Mikroskopkamera gefilmte Laich- und Brutverhalten bei Erosaria annulus und Conus vexillum. Zu sehen sind die Eiablage in wohlgeordneten Paketen, die Pflege der Brut bis hin zum Entlassen der fertigen Larven ins Freiwasser. Solche komplexen Verhaltensweisen kennt man eigentlich eher von höher entwickelten Tieren (Ausnahmen sind einige Insektengruppen).

Spannend auch das Jagdverhalten einiger Kegelschneckenarten auf kleinere Fische (z. B. Grundeln) oder andere Meeresschnecken. Die dabei eingesetzten Toxine gewinnen in der Humanmedizin immer größere Bedeutung. In einem im Film eingeblendeten Interview mit Prof. Dr. Wilfried Ilias wird erklärt, wie solche Gifte beispielsweise als Schmerz- und Narkosemittel eingesetzt werden.

Der sehr empfehlenswerte Film stellt eine willkommene Ergänzung für unsere Sammelobjekte dar. Einmal nicht in Buchform, sondern in bewegten Bildern erfahren wir viel Wissenswertes über ihr Leben, das uns ihre Gehäuse, mögen sie auch noch so farbenprächtig und selten sein, nicht vermitteln können.  Man darf gespannt sein auf die nächsten beiden Folgen der als Trilogie angekündigten Filmreihe!

Klaus Kittel

 

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