Buchbesprechnung - Book review

von Felix Lorenz, Januar 2022

Alain Robin (2021)

Compendium of Marine Gastropods


Robin, A. (2021): Compendium of Marine Gastropods. Harxheim, ConchBooks/Paris, AFC - Xenophora.
674 Seiten durchgehend Farbe, hochwertiges Papier, fester Einband A4 [21 x 30 cm, 3 kg] 90.00 € net.
Zu beziehen bei conchbooks.de Bestellnummer 49597

Dieses imposante Buch ist das Nachfolgewerk zu der 'Encyclopedia of Marine Gastropods' von 2008. Es bildet über 6000 Arten mariner Gastropoden ab, und berücksichtigt dabei viele erst kürzlich beschriebene Arten. In vielen Fällen sind die Holotypen aus dem Muséum national d'Histoire naturelle Paris (MNHN) abgebildet. Den Fotos, die nach Familien: Gattungen: Artnamen sortiert sind, werden neben dem Lateinischen Namen, Autor und Jahr der Beschreibung, lediglich die ungefähre Gehäuselänge und ein Fundort zugeordnet. In der Reihenfolge der Familien wurde versucht, sich an den jüngsten Systematiken zu orientieren.

In seiner kurzen Einleitung weist der Autor darauf hin, daß das Buch in erster Linie an Sammler gerichtet ist, eine grobe Zuordnung von Gehäusen erlauben soll, um damit eine genauere Identifizierung mit Hilfe spezialisierter Literatur zu vereinfachen. Die Auswahl der gezeigten Familien beschränkt sich auf mit dem bloßen Auge Erkennbare, und vor allem solche, denen man eher mal begegnet. Bei der Auswahl der Arten ist ein Spagat zwischen den allgemein bekannten Formen und einer Vielzahl nirgends sonst abgebildeter Taxa, vorzüglich gelungen. Die Darstellung ist fast durchweg dorsal und ventral, dabei in bestechender Qualität, so daß zumindest eine ungefähre Bestimmung von Gehäusen durch das Vergleichen mit den Abbildungen recht einfach gelingt und durch die einheitliche Größe der Abbildungen erleichtert wird.

Im Vergleich zum Vorgänger gibt es, abgesehen vom erheblich größeren Umfang, etliche Verbesserungen: die Beschriftung der Gehäuse ist unmittelbar darunter platziert und nicht in einer Fußleiste. Dies macht das Ganze leichter zu überblicken, und man lernt die Namen schneller (so geht es mir jedenfalls). Die Qualität der Abbildungen ist etwas schärfer und kontrastreicher, allerdings ist in der Farbwiedergabe in einigen Fällen ein Rotstich unübersehbar. Wieder wurden größere Arten in vier (selten drei), kleinere Formen in fünf Reihen angeordnet, was einen hervorragenden ästhetischen Eindruck vermittelt. Es wirkt alles aufgeräumter und weniger gedrängt, ohne Abstriche bei der Darstellungsgröße der Gehäuse. Das Arrangement der Familien ist wesentlich besser strukturiert. Das Inhaltsverzeichnis enthält auch die Gattungsnamen und ist übersichtlicher gestaltet.

Zu den Fundortangaben könnte man abermals anmerken, daß sie oft zu weitgefasst sind. So ist  die Aussage "Australien" bei Arten, die nur an der Ost- oder Westküste, oder nur auf wenigen Quadratkilometern vorkommen, wenig hilfreich und eigentlich auch unnötig, wenn noch genügend Platz in der Zeile gewesen wäre. Problematisch sind auch Angaben wie "Mauritius" bei Arten, die endemisch auf St. Brandon sind, das politisch zwar zu Mauritius gehört, aber faunistisch etwas völlig Anderes ist. In einigen Fällen wird St. Brandon auch genannt, in anderen aber eben nicht. Eventuell hätte man zur Platzgewinnung zugusten einer genaueren Fundortangabe mit Abkürzungen arbeiten können, zB. "PI" für die Philippinen und "H!" für das immer wiederkehrende "Holotype MNHN". Ein Kürzel für die Wassertiefe würde zudem helfen, Bestimmungsversuche einzugrenzen. Dies nur als Anregung für künftige Auflagen.

Zweifellos ist das Compendium nicht nur ein würdiger Nachfolger zur Encyclopedia, sondern ein eigenständiges, weit umfangreicheres Nachschlagewerk und Augenschmaus für alle, die sich für die Vielfalt mariner Gastropoden begeistern. Es sollte daher in keiner Conchophilen-Bibliothek fehlen. Ich habe schon mehrere davon verschenkt, um meine Freude über dieses Buch zu teilen. Der Preis von 90 Euro ist angesichts des Umfanges und der Qualität des Werkes mehr als angemessen.

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In den Danksagungen bin ich für die Bestimmung der Kauris erwähnt. Das traf bei der Enzyklopädie von 2008 auch zu, aber die Tafeln des Compendium habe ich nicht vorab prüfen können.
Es haben sich - meiner Ansicht nach - einige kleine Fehler eingeschlichen:

CYPRAEIDAE
S. 92: Arestorides argus contrastriata heißt nun Arestorides argus contracasta
S. 100: Zoila marginata marginata = Zoila ketyana bataviensis
S. 101: Zoila venusta sorrentensis ist eigentlich Zoila venusta episema var. sorrentensis
S. 103: Nesiocypraea teramachii = Nesiocypraea teramachii neocaledonica - ungenau, da neocaledonica an anderer Stelle als solche ausgewiesen wird
S. 103: Cypraeovula algoensis ist nun Cypraeovula edentula sanfrancisca
S. 104: Cypraeovula iutsui = Cypraeovula atlantica

S. 104: Notocypraea declivis = Notocypraea piperita occidentalis  - wird häufig verwechselt
S. 105: Nesiocypraea midwayensis Holotype = Nesiocypraea midwayensis kontiki Holotype - Verwechslung
S. 105: Nesiocypraea teramachii 58 mm = N. teramachii neocaledonica (s.o.)
S. 106: Erronea caurica dracaena Oman = Erronea caurica caurica aus dem Pazifik - definitiv falscher Fundort
S. 107: Erronea errones azurea Philippinen = Erronea errones errones - azurea ist eine Variante von Westaustralien, bei der dunklere Musterung fehlt
S. 108: Naria acicularis sanctaehelenae = Naria marginalis f. melocellata - falscher Fundort, Fehlbestimmung
S. 114: Talostolida latior = Talostolida pellucens - die übliche Verwechslung
S. 115: Cribrarula comma comma = Cribrarula abaliena abaliena - ist schwer zu unterscheiden
S. 115: Cribrarula cumingii f. cleopatra = Cribrarula cumingii cumingii - der Name cleopatra ist ein Synonym, da der Holotypus von cumingii zu dieser Riesenform gehört
S. 116: Cribrarula fallax: dorsal korrekt, Unterseite = Cribrarula rottnestensis
- die übliche Verwechslung

dann habe ich (meiner Ansicht nach) noch wenige andere Unstimmigkeiten entdeckt:

TRIVIIDAE
S. 121: Purpurcapsula exigua = Purpurcapsula rubramaculosa
S. 123: Triviella aperta = Triviella rubra - offensichtlich eine Verwechslung
S. 123: Triviella ovulata = Triviella millardi (oder amaryllis sensu D. Fehse)
S. 123: Triviella sanctispiritus = Triviella franziskae

OVULIDAE
S. 125: Hiatavolva depressa = Cuspivolva formosa - sicher nur eine Verwechslung der Bilder, da nicht annähernd ähnlich
S. 124: Pellasimnia brunneiterma = Pellasimnia annabelae - schwierig zu unterscheiden
S. 128: Cuspivolva mucronata = Crenavolva leopardus
- sicher nur eine Verwechslung der Bilder, da nicht ähnlich
S. 132: Simnia avena 14 mm = Simnialena rufa - sicher eine Verwechslung der Bilder, da recht ähnlich

sowie:
S. 438: Morum purpureum = Morum praeclarum - sicher nur eine Verwechslung der Fotos
S. 469: Callipara aikeni und Unterarten sind aus SO Afrika, und Callipara aphrodite vom Maskarenenrücken im Indischen Ozean, aber nicht Australien
S. 473: Festilyria casaana ist aus Somalia, nicht Mosambik
S. 483: Volutoconus daysiae ist aus Westaustralien und nicht Brasilien
S. 578: Die Fotos von Cylinder telatus und Cylinder scottjourdani zeigen das selbe Exemplar von C. telatus.