Buchbesprechnung - Book review

von Roland Hoffmann, Okt 2014

Felix Lorenz (2014)
Monograph of the genus Pustularia (Gastropoda: Cypraeidae)
ConchBooks, Harxheim. 130 Seiten, 30 Farbtafeln 175 x 250 x 13 mm, 538g. 48.-€. ISBN 978-3939767-60-2


Felix Lorenz (2014): Monograph of the genus Pustularia (Gastropoda: Cypraeidae). ConchBooks, Harxheim. 130 Seiten, 30 Farbtafeln 175 x 250 x 13 mm, 538g. 48.-€. ISBN 978-3939767-60-2

Ganze sieben Arten zählt die Gattung Pustularia, und tatsächlich – man kann ein ganzes Buch darüber schreiben, zumindest wenn man die Kenntnisse und den Enthusiasmus eines Dr. Felix Lorenz besitzt! Der Schreibstil des Authors wirkt ansteckend und motivierend auch auf Menschen, die ähnlich wie ich bislang mit Cypraeiden nur peripher in Kontakt gekommen sind. Ich kann Philippe Bouchet nur beipflichten, wenn er in seinem einleitenden Vorwort schreibt:

“Congratulations to the author for a fine piece of malacological literature that does justice to an unusually discriminating eye, backed by personal field knowledge of many classic and numerous off-the-beaten-track places.”

Das Buch ist übersichtlich und klar gegliedert. Schon nach 3 Seiten mit allgemein üblichen Abschnitten wie „About this book“, Danksagungen (Dank an 47 Helfer rund um die Welt (!) von Mauritius, Neu Caledonien über Philippinen, Hawaii, USA bis nach England, Italien, Frankreich und etlichen Orten in Deutschland), nach Material und Methode und Abkürzungen geht es direkt in medias res.

In der „Introduction“ (1/2 Seite) erfährt der Leser, dass dieses Buch in der Nachfolge eines Artikels steht, den Felix Lorenz 1999 in La Conchiglia 31 (292) veröffentlicht hat: „Revision of the living Pustularia (…) with the description of P. chiapponii n. sp.“ Damals beruhte noch alles allein auf Gehäusemerkmalen und der Anatomie der Tiere. Jetzt hat die „molekulare Revolution“ mit zahlreichen DNA-Untersuchungen zu neuen Erkenntnissen in der Systematik der Kauris geführt.

Es folgen eine Übersicht über die systematische Position der Gattung Pustularia innerhalb der Cypraeidae (hervorragendes Cladogram!), eine kurze Einführung in die fossile Geschichte der Gattung sowie ein Kapitel über die geografische Verbreitung. Dann kommt der Autor zu seinem Lieblingsthema, wie es scheint: Die Schale. Wie wirkt dieses kugelige Gebilde mit seiner speziellen Form und Färbung auf Fressfeinde? Um annähernd exakte morphometrische Vergleiche ziehen zu können, wurde eine von Schilder & SchilderBridges & Lorenz (2012) weiter entwickelt, und findet in diesem Kapitel ihre praktische Anwendung. Im weiteren Verlauf geht der Autor noch einmal sorgfältig auf die Unterscheidungsmerkmale der Pustularia-Arten ein: den Gewinde-Fleck, die dorsalen „Pusteln“, die vier basalen und die drei dorsalen Flecken, die in unterschiedlichen Kombinationen und Ausprägungen auftreten können. Nach einem kurzen Exkurs zum Thema lebende Tiere [Wie erforscht man eigentlich ein nachtaktives Tier, das sich beim kleinsten Lichtschein augenblicklich in seine Schale zurückzieht?] folgt das spannende Kapitel „Conchology meets the molecules“, in dem versucht wird, als Ergebnis der conchologischen und genetischen Untersuchungen die Evolution der einzelnen Arten und Unterarten als Stammbaumgrafiken darzustellen. 1927 erfundene Gehäuseformel von

Erst jetzt werden auf den nächsten 30 (!) Seiten sämtliche 18 Arten, Unterarten und Formen eingehend beschrieben und diskutiert, passend illustriert mit Typen und Verbreitungskarten. Vor allem die Diskussionen mit Abgrenzung zu ähnlichen Formen sind sehr hilfreich, sowie ein systematischer Bestimmungsschlüssel für die 7 Arten und eine doppelseitige Vergleichstabelle für alle 18 Taxa.

In der abschließenden Zusammenfassung erweitert der Autor noch einmal den Blick auf andere Cypraeidengattungen mit allgemeinen Überlegungen zur Schalen-Symetrie in dieser Familie. Nach einem umfangreichen Literaturverzeichnis (45 Angaben) endet das Buch mit 30 Tafeln, auf denen jeweils 18 Schalen in hervorragender Qualität von dorsal und basal, z. T. auch seitlich abgebildet sind, dazwischen zahlreiche Lebendfotos. Querverweise von den Tafeln in den Textteil sucht man vergeblich wie so oft bei den Büchern aus dem Verlag ConchBooks. Dadurch steht die letzte Tafel mit ihren 12 Arten unterschiedlicher Gattungen etwas unerwartet im Raum, und man muss schon länger suchen, bis man den Sinn erkennt, der sich aus Seite 17 im Textteil ergibt.

Leider vermisst man auch einen Index. Vielleicht ging der Autor davon aus, dass der Leser das umfangreiche Inhaltsverzeichnis zu Beginn des Buches für seine Recherchen nutzen könnte.

Dieses Buch - nicht nur ein gutes Bestimmungsbuch - bringt dem Leser die Gruppe Pustularia und die Forschung über diese Gattung näher. Felix Lorenz gebraucht im letzten Satz seines Textteils eine Formulierung, die den Geist dieses Buches insgesamt gut charakterisiert: „Molecular biologists say that „The molecules don’t lie“ (…), but during this study it became obvious, once again, that the shells do not lie either – as long as we learn to listen to the whole story they can tell us.”

Roland Hoffmann, D-24119 Kronshagen

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